Eine Frage der Kräfte(verhältnisse)

Der große Gerd Müller, an den am vergangenen Wochenende überall erinnert wurde, hatte an dieser Partie sicher seine Freude gehabt: so wie die Angreifer der SG Schwarzenbach/Förbau im Spiel gegen den ATSV Tirschenreuth oft bedient wurden, so müssen Stürmer einfach eingesetzt werden, dann fallen Tore fast automatisch. Dass es beim 9:1 (1:1) so häufig klingelte, war vorher nicht zu erwarten gewesen, der Erfolg ist aber auch in dieser Höhe vollkommen verdient.

Der geniale einstige Mittelstürmer des FC Bayern München wusste eines genau: ohne die Hilfe und die Vorlagen seiner Mitspieler hätte er nie die Erfolge feiern können, die ihn zu einem Star im Fußball werden ließen. Und wenn man den Dreierpack von Sebastian Bertl herausheben will, dann muss man gleichzeitig betonen, dass er zweimal so mustergültig bedient wurde, dass die Tore die fast logische Folge waren. Und man muss deutlich sagen, dass der Sieg ein Erfolg der gesamten Mannschaft war, die bis zum Ende arbeitete und in der sich die Spieler immer wieder gegenseitig antrieben. Aber alles der Reihe nach, denn 47 Minuten lang sah es nicht unbedingt nach einem Kantersieg aus. Die SG ging favorisiert gegen den Aufsteiger ins Spiel, der zuletzt sechs Treffer gegen Spitzenreiter Selb 13 kassiert hatte und der das nächste Gegentor nach sieben Minuten schlucken musste, als Weiß einen Freistoß von S. Bertl ins Tor köpfte. Lange Zeit zum Jubeln hatte er allerdings nicht, denn drei Minuten versprang ihm als letztem Mann der Ball fatal bei der Annahme, Schaarschmidt kam mit großer Geschwindigkeit, spritzte dazwischen und ließ Meister beim Abschluss keine Chance. Der Ausgleich war einer von zwei Wirkungstreffern, die die Saalestädter hinnehmen mussten, der zweite folgte nach 23 Minuten, als sich Patrick Meister bei einem Abschluss verletzte und ausgewechselt werden musste. Für kurze Zeit stockte das Spiel der SG, die mit Kombinationsfußball den Gegner auseinandernehmen wollte, während die Tirschenreuther auf lange Bälle Richtung Schaarschmidt oder Kafka setzten. Die Platzherren fingen sich wieder und drängten den ATSV tief in die eigene Hälfte. Jede Menge Flanken und Hereingaben flogen in den Strafraum, doch die Gäste wehrten sich bis zur Pause erfolgreich, sie brachten immer noch einen Fuß dazwischen oder konnten sich auf Torwart Rösner verlassen, der besonders bei Geyers Kopfball aus kürzester Distanz hervorragend reagierte (40.). Manchmal machten es sich die „SchwarzFös“ auch selbst etwas zu schwer, weil sie nicht nur den letzten, sondern auch noch den allerletzten Pass suchten und sich dabei festliefen. Aber wenn die SG diesen Druck aufrechthalten konnte, musste es irgendwann einfach mit der erneuten Führung klappen, das war allen Zuschauern klar, und so kam es auch: das Spiel über die Flügel lief weiter auf Hochtouren, sogar mit noch etwas mehr Tempo und Zug und ohne den schon erwähnten Schnörkel zu viel, Lohn war das 2:1 von S. Bertl, der nach einer weiten Flanke von Greim direkt abzog (48.). Nach 55 Minuten versuchte es der Vorlagengeber mit einer flachen Hereingabe, der Erfolg war der gleiche, dieses Mal traf Patrick Bertl. Er traf nicht nur ins Tor, sondern auch den ATSV offensichtlich ins Mark, denn ab jetzt ging bei den Oberpfälzern nichts mehr. Auch gegen Selb und andere Gegner konnten sie eine gute Stunde lang die Begegnung offenhalten, dann aber wurde der Druck jedes Mal zu groß. Die Gastgeber liefen ihnen jetzt regelmäßig davon, sie spielten sie klugerweise auch aus und nutzten ihre Wendigkeit konsequent. Als Patrick Bertl an der Kante des Strafraums gefoult wurde, holte sich Bruder Sebastian den Ball und bestrafte die Aktion mit einem herrlichen, direkt verwandelten Freistoß (59.). Beinahe jeder Angriff führte im Anschluss zu einem Treffer, der ATSV ließ viel Raum, die SG nutzte ihn ohne Zögern: Hauptmann war bei einer Hereingabe von Geyer zur Stelle (62.), Geyer selbst machte das halbe Dutzend voll, als er einen Abpraller verwertete, auch hier war der Ball von außen gekommen (65.). Andörfer traf nach Vorlage von Bablli (69.), Patrick Bertl markierte das 8:1, nachdem Saalfrank einen Fehlpass im Mittelfeld erlaufen hatte (78.). Tirschenreuth war offensiv komplett harmlos und in seinen Versuchen zu fehlerhaft, um für Gefahr zu sorgen, blieb aber bis zum Ende ein fairer Gegner, der seinen Frust nicht auf dem Platz und an den Gegenspielern ausließ. Zu bedauern war Keeper Rösner, der bester Mann seines Teams war und noch einige Male größeren Schaden verhütete, beim 9:1 aber genauso machtlos war wie bei den anderen Treffern. Das letzte Tor erzielte wieder Sebastian Bertl, und ein klein wenig war es wie bei Gerd Müller in besten Zeiten: die Vorlage hatte Andörfer gegeben, Bertl sprintete heran und im Fallen oder Rutschen bekam er den Fuß genau im richtigen Moment an den Ball (89.). Immer mit ganzem Einsatz, von Anfang bis Ende, so kommt ein Stürmer, so kommt auch eine Mannschaft zu Toren, die SG Schwarzenbach/Förbau bewies das am letzten Wochenende eindrucksvoll.

Die Aufstellung: Pas. Meister – Weiß, Saalfrank, Pat. Meister, P. Fuchs (Hoffmann) – Langer, Hauptmann, Greim (Bablli) –  S. Bertl, P. Bertl, Geyer (Andörfer, Haas, Hauer).