Ein Fehler führt zum Unentschieden

Da standen sie im sprichwörtlichen und im ganz realen Regen, die Spieler der SG Schwarzenbach/Förbau, und ärgerten sich: über das Wetter vielleicht, über das Ergebnis der Partie gegen den TuS Erkersreuth bestimmt und sehr wahrscheinlich auch über sich selbst: denn das 1:1 (0:0) war nicht etwa Ausdruck eines ausgeglichenen Spiels oder der besonderen Qualitäten der Gäste, nein, das Unentschieden hatten sich die Saalestädter selbst zuzuschreiben, und das wussten sie direkt nach dem Abpfiff auch ganz genau.

Aber was hatten sie denn eigentlich falsch gemacht, wenn der Einstand schon so kritisch gerät? Im Grunde genommen gar nicht so viel, denn gut anzuschauen und taktisch richtig geführt war die Begegnung auf jeden Fall. Zwei Faktoren waren entscheidend, dass sich die SG „nur“ mit einem Punkt belohnte: sie ließ vorne zu viele Chancen aus und war defensiv genau einmal unachtsam. Es dauerte gute 20 Minuten, dann hatte die Heimelf das Rezept gefunden, um die Erkersreuther in Bedrängnis zu bringen – in der Mitte räumten Lorke und L. Bastl so gut wie alles ab, also hieß es, die Außen mit viel Bewegung unter Druck zu setzen, die Innenverteidiger herauszuziehen und so Räume zu schaffen für die Angreifer. Saalfrank und Patrick Meister liefen immer wieder an und legten die Bälle dann ab auf Letfuß, Greim, Andörfer oder Sebastian Bertl. Wenn die Zuspiele ankamen, wurde es höchst brenzlig, das erste Mal, als sich Greim durchsetzen konnte, Torwart Sprenger ausspielte und von der rechten Seite Bertl bediente, der jedoch frei vor dem Tor in Rücklage geriet und das Spielgerät über die Latte jagte (25.). Der Keeper und seine Abwehr standen ab diesem Moment immer wieder im Brennpunkt, weil der Druck der SG nicht nachließ. Sprenger musste gegen Jäger klären (30.) und hatte dann Glück, als der agile Greim diesmal von der linken Seite kam und den Ball gegen den rechten Pfosten schlenzte (31.), Bertls Flugkopfball im Nachsetzen konnte er selbst entschärfen. Saalfranks Schuss aus der Distanz (34.) und Greims Kopfball (42.) rauschten jeweils knapp am Kasten vorbei. Die Hausherren spielten variabel und überlegt, der TuS war mit allen Mann beschäftigt, sich zu wehren; Offensivaktionen gab es keine zu verzeichnen. Das gefiel Trainer Milan Horvat natürlich gar nicht, er machte sich lautstark von außen bemerkbar, allein umsetzen konnten seine Spieler die Anweisungen bis zur Pause nicht wirklich. Mit der Einwechslung von Stürmer Jenkins brachte er in der zweiten Hälfte immerhin eine bewegliche Anspielstation, die mehr Variabilität bot als die bisherigen Angreifer. Sicherheit durch etwas mehr Ballbesitz ja, größere Torgefahr nein lautete das Ergebnis des Wechsels. Aber auch die „SchwarzFös“ schienen etwas mürbe und ratlos zu sein nach dem Dauerdruck vor dem Seitenwechsel, weil das erlösende Tor einfach nicht fallen wollte. Der heftiger werdende Regen machte die Sache nicht angenehmer, aber es half nichts: um die weiße Weste zu bewahren, mussten die Spieler geduldig bleiben und ihr System aufrechterhalten, weiter Bohren war angesagt. Denn während die ersten Treffer in den Vorbereitungsspielen immer sehr früh fielen und damit schon für Sicherheit sorgten, zeigt die SG in der Liga, dass sie auch warten kann, weil sie sich ihrer Stärken und Fähigkeiten bewusst ist – gegen Arzberg fiel das 1:0 ganz spät, in Wunsiedel erst kurz vor der Pause, und gegen Erkersreuth dauerte es ebenfalls mehr als eine Stunde, aber dann war es geschafft: typisch für die Partie brauchte es viel  Anlauf und Nachsetzen, denn gleich zweimal stand Lorke bei einem schnellen Angriff genau richtig auf der Torlinie und brachte den Fuß noch an den Ball, um gegen Saalfrank und Letfuß abzuwehren, der zweite Abpraller kam zu Greim, der die Unordnung im Strafraum nutzte und mit Unterstützung des rechten Innenpfostens erfolgreich war (67.). Endlich! Jetzt hieß es nachlegen, denn auch das haben die bisherigen Ligaresultate gezeigt: die SG geizt noch zu sehr mit Toren und muss deshalb immer wieder zittern. Neben Lorke brachte jetzt wieder Sprenger die heimischen Angreifer zur Verzweiflung, er hielt glänzend bei den scharfen Versuchen von Letfuß und Saalfrank (71.). Der TuS hätte eigentlich aktiver werden müssen, um einen Fehlstart abzuwenden, aber mehr als ein schöner Schuss von Wunderlich, bei dem Yilmaz gut auf dem Posten war (75.), sprang zunächst nicht heraus, weil die Defensive der SG aufmerksam blieb und spätestens Luber und Weiß alle Schwierigkeiten bereinigten. Die Zeit lief herunter, jeder wartete auf den Schlusspfiff, um den verdienten Heimsieg zu feiern. Und nach 87 Minuten war die Beseitigung aller Zweifel durch das zweite Tor im Prinzip fällig: Andörfer behauptete den Ball im Zweikampf, legte ab für Bertl, er passte steil auf Greim, der kam noch an seinem Gegenspieler vorbei, geriet dabei aber in Rücklage und schoss den Ball nicht ins Tor, sondern weit darüber. So wurde aus dem Mann des Spiels die tragische Figur, denn im Gegenzug fiel ein Treffer, völlig unerwartet für Erkersreuth. Nach dem Abstoß, der der vergebenen Großchance folgte, ging es rasch nach vorn, Luber erreichte den Ball nicht richtig zur Abwehr, der aus dem Strafraum gekommene Yilmaz konnte ihn nicht kontrolliert klären, er schlug die Kugel vor die Füße von P. Bastl, der erkannte blitzschnell die Gelegenheit und hob den Ball aus gut 25 Metern ins Netz zum Ausgleich (88.). Mehr als überraschend, mehr als glücklich, aber Fakt und ein dicker Schock für die Gastgeber, die danach zwar noch einmal drängten, aber den wieder sicheren Abwehrblock des TuS nicht mehr überwinden konnten. Ein komplett unnötiger Punktverlust, doch wie gesagt, die Spieler waren sich darüber direkt nach dem Schlusspfiff im Klaren und sie wissen auch, dass sie es besser können und wieder efektiver spielen werden.

Die Aufstellung: Yilmaz – Luber, Weiß, Pat. Meister, Saalfrank (Hoffmann) – Greim, Hauptmann, S. Bertl (Löffler) – Letfuß, Jäger, Andörfer.