Die Kickers sind zu clever

Es war eine der beiden erwartbarsten Niederlagen der Saison: mit 1:5 (0:1) unterlag der 1.FC Schwarzenbach beim Titelkandidaten Nummer eins in der Kreisliga Süd, den Kickers Selb, wehrte sich dabei aber über eine Stunde lang sehr effektiv seiner Haut und zeigte eine Leistung , mit der er durchaus zuversichtlich in den wichtigen Doppelspieltag am kommenden Wochenende gehen kann.

Wenn man mit etwas Verspätung ins Selber Waldstadion kam und nicht gleich wusste, welche Mannschaft in welcher Hälfte gestartet war, musste man nur einen kurzen Moment Geduld aufbringen, um zu erkennen, wer den Takt im Spiel angab: über weite Strecken der ersten Hälfte war eine Einbahnstraße in Richtung des Kastens von Carlos Fraga da Silva angelegt, der den noch immer gesperrten Becher zum zweiten Mal vertrat. Neun Schwarzenbacher machten spätestens zwanzig Meter vor dem Tor alle Räume dicht, Fröhlich als einziger echter Angreifer arbeitete sich erst im Mittelfeld an den Gegnern ab und zog sich dann ebenfalls mit zurück. Das ergab dann zwar jede Menge Ballbesitz für den Favoriten aus Selb, aber vergleichsweise wenige große Tormöglichkeiten. Nach einer Viertelstunde verzeichneten sie einen Pfostenschuss, als ein Ball ausnahmsweise durch das Abwehrnetz gerutscht war, direkt vor der Pause war prüfte Rehak den Keeper mit einem Schuss, bei dem Fraga auf dem Posten war, viel mehr ganz Zwingendes gab es nicht. Die Kickers bekamen selten richtig Tempo in ihr Spiel, Terehof und Pleva blieben abgeschirmt. Die einmal mehr bei weitem nicht komplett antreten könnenden Schwarzenbacher arbeiteten ungemein fleißig gegen den Ball, der zur Not auch einmal kompromisslos weggeschlagen wurde. Das kostete Kraft, deswegen wurde auch schon vor der Pause mal einen Moment auf Zeit gespielt, aber hinderte die Kickers daran, in Fahrt zu kommen. Sie benötigten deshalb einen Elfmeter und ein wenig Glück beim Pfiff, der zum Strafstoß führte: Schiedsrichter Zwosta (Hirschfeld) ahndete ein Handspiel, aber was für eines – drei Schwarzenbacher behinderten sich gegenseitig bei einem Abwehrversuch, die Kugel sprang wild umher und irgendwie an eine Hand. Absicht lag ganz sicher nicht vor, es war beim besten Willen kein Strafstoß, den man geben muss. Pleva juckte das nicht, er verwandelte sicher und brachte den Favoriten so doch in Front (25.). Mit dem knappen Rückstand ging es in die Pause, immerhin nur ein 0:1, wo schon ganz andere Befürchtungen laut geworden waren. Das Ergebnis ließ dem FCS noch alle Optionen offen, und weil sich die Gastgeber zwar als solide, aber nicht als Übermannschaft präsentiert hatten, zeigten sich die Grün-Weißen in der 2. Hälfte deutlich mutiger. Sie versuchten, die Bälle auch einmal von hinten heraus zu spielen, Bertl und Özay trauten sich auf den Flügeln mehr zu, weil ihre Gegenspieler keineswegs schneller waren als sie, die langen Schläge aus der Abwehr hatten jetzt auch ein Ziel. Der Selber Strafraum lag nicht mehr in weiter Ferne, sondern wurde attackiert und die Kickers mussten sich plötzlich anders um das Spiel kümmern. Dabei machten sie Fehler und wurden zu Fouls gezwungen, weil der Tabellenzwölfte auf einmal seine eigentlichen technischen Qualitäten zeigte. Damit verdiente sich der FCS auch den Ausgleich: Fröhlich brachte einen Freistoß aus 18m auf Sourek durch, der vielleicht etwas kalte Torwart ließ den Ball prallen und Löffler schaltete am schnellsten – 1:1 (64.). Die Kickers waren gefordert, sie mussten reagieren, und das taten sie schneller, als es den Schwarzenbachern lieb sein konnte. Vielleicht in der Euphorie und Hoffnung, wirklich eine Überraschung schaffen zu können, machten sie einen Tick auf, sie standen weiter vom Tor weg und öffneten den Selbern Räume, die diese dankbar nutzten. Dazu hatte das laufintensive Spiel viele Körner gekostet, kurz gesagt, mit einem Mal hatten die routinierten Kickers den Platz, den sie brauchten, um ihre Qualitäten ausspielen zu können. Der Ball lief über den aufrückenden Schneider direkter nach vorne, Bösel wurde auf der rechten Seite zur permanenten Anspielstation, er legte nur zwei Minuten nach dem Ausgleich die Kugel, wo Pleva einfach die Klasse als Stürmer hat, um „nur“ richtig stehen und den Fuß hinhalten zu müssen, so besorgte er das 2:1 (66.). Und weil der gleiche Spielzug noch einmal zwei Minuten danach wieder klappte und dieses Mal Kura einschussbereit war, hatten die Kickers in kürzester Zeit alles wieder ins erwartete Lot gebracht. Einmal in Fahrt, machten sie schnell den Deckel auf die Begegnung: Rimböck stand nach einem Konter frei (72.) und Pleva verwandelte einen weiteren Strafstoß, nachdem es eine Berührung an Schneider gegeben hatte (76.). Auch hier war es eine Kann-Entscheidung, eher ein Elfmeter als beim 1:0, aber der Referee meinte es im Zweifelsfall eher gut mit den Kickers als mit dem FCS; er entschied das Spiel nicht, das besorgten die Kickers mit ihrer Klasse schon selbst, aber ausgewogenere Entscheidungen hätten die Partie vielleicht noch etwas länger offen gehalten. Zur Chronistenpflicht gehört eine Gelb-Rote für Pascal Fuchs direkt vor dem Abpfiff; er wird aber wenigstens nicht auch noch fehlen, wenn der FCS  mit neuem Elan in die Begegnungen geht, in denen er Gegner hat, die eigentlich auf Augenhöhe sein sollten.

Die Aufstellung: Fraga da Silva – Luber, Saalfrank, P. Fuchs, Jung (S. Mildner) – Löffler, Bertl, Özay, M. Fuchs, Barthold (Bayram) – Fröhlich.