Die hohe Kunst des Moderierens

Gemeinsam Fußball spielen ist gut. Gemeinsam Fußball spielen und Erfolg haben ist besser. Gemeinsam Fußball spielen, Erfolg haben und sich zusammen über den Erfolg freuen ist am besten. Oder wie es Sepp Herberger einst treffend sagte: „Elf Freunde müsst ihr sein“ – in der heutigen Zeit größerer Kader am besten noch mehr. Blickt man auf die bisherige Bilanz der SG Schwarzenbach/Förbau, treffen alle drei Parameter eigentlich punktgenau zu: der Erfolg ist gegeben (sechs Siege, ein Unentschieden), gemeinsam wird gespielt (die Mannschaft ist 50:50 besetzt), im Jubelkreis nach dem Spiel sind alle dabei, vom Spieler über den Trainer bis zum Betreuer. Ein scheinbar einfaches Rezept, doch um die Zutaten auch für ein gutes Gericht perfekt auszubalancieren, braucht es eine Menge Talent, Geschick, etwas Glück und viel Fingerspitzengefühl. Denn auf der einen Seite ergibt sich der Erfolg der Mannschaft aus der Entstehung einer Achse innerhalb des Teams und einer gewissen Stammformation – nicht jeder Amateur kann an jedem Wochenende zur Verfügung stehen, will aber zumindest so oft wie möglich dabei sein. Auf der anderen Seite bedeutet Stammformation auch, dass für manche Spieler die Spielanteile geringer werden – in der letzten Saison waren FCS wie TuS jedes Mal froh, wenn der Kader aus 12, 13 oder 14 Spielern bestand, die mit viel Aufwand und Nachfragen zusammengetrommelt wurden; jetzt besteht der Spieltagskader im Normalfall aus mindestens 15-16 Aktiven. Die Kombination beider Teams hat zu einem großen personellen Angebot geführt, die Entscheidung, wer am Spieltag dabei ist, wer von Beginn auf dem Feld steht, wer auf der Bank sitzt und wer vielleicht „nur“ in der 2. Mannschaft zum Einsatz kommt, ist sicherlich schwierig und muss mit viel Bedacht getroffen werden. Wie sieht die erfolgversprechendste Elf aus? Wer spielt wo und mit wem am besten zusammen? Wen kann der Trainer am besten je nach Spielstand auch von der Bank bringen? Wer nimmt die Nachricht von der Aufstellung oder eben Nicht-Aufstellung wie auf? Blickt man z.B. auf den Kader der Reserve, sieht man schnell, dass einige Spieler, die im letzten Jahr noch regelmäßig in der Kreisliga aufgelaufen sind, jetzt als Stützen in der A-Klasse fungieren – manche lassen es von sich aus ruhiger angehen, andere wiederum werden darauf warten, wieder nach oben zu kommen. Lässt sich Unzufriedenheit da völlig vermeiden? Wie viele Freunde kann es in einer Mannschaft oder besser einem Kader geben? Nachdem bereits das erste Viertel der Saison 21/22 absolviert ist, kann man schon ein klareres Bild der Personalstruktur gewinnen. Und trotzdem ist es ein vorläufiges, denn wie schnell passieren Verletzungen oder gibt es Anlässe, warum nicht gespielt werden kann. Dann eröffnet sich die Chance, wieder in der Mannschaft zu stehen und die muss genutzt werden. In den letzten Spielzeiten bestand das „Problem“ kaum, weil die Kader sich Woche für Woche quasi von selbst aufstellten – so sehr inzwischen Alltag in die SG eingezogen ist, die verbesserte Personallage ist doch etwas Neues, mit dem man erst einmal umgehen können muss. Und deshalb ist das Moderieren auch vor diesem Wochenende angesagt, wenn die Saalestädter zum großen Derby nach Kirchenlamitz reisen (Anstoß in der Kreisliga: Sonntag um 15 Uhr), damit auch dort die Elf aufläuft, die die größten Chancen auf die Fortsetzung der Erfolgsserie hat. Moderieren können muss auch VFC-Trainer Martin Matuschak, allerdings auf ganz andere Weise, es geht bei ihm eher um das Motivieren. Denn bei den Gelb-Schwarzen lautet die Frage aktuell nicht, wie es mit dem Erfolg weitergeht, sondern wann sich der erste überhaupt einstellt. Als einziges Team der Liga sind die Kirchenlamitzer noch sieglos; sie wussten, dass eine schwierige Saison bevorstehen würde, weil wichtigen Abgängen (Lichtblau, Oettel, Weiß, Schödel) vor allem jüngere Neuzugänge gegenüberstehen, die sich nach der Jugend erst an die Liga gewöhnen müssen. Kim Künzel und Georg Pawletta sind da Routiniers, die die Mannschaft gebraucht hat, in der viele weitere erfahrene Fußballer stehen, die aber die 30 inzwischen auch überschritten haben. Zwei derbe Niederlagen (Konnersreuth, Thiersheim) stehen zu Buche, genauso aber knappe Ergebnisse wie gegen Nachbar Weißenstadt oder zuletzt gegen Selb 13 (0:1). Der VFC will sich also wehren gegen einen eventuellen Abstieg nach erfolgreichen Jahren in der Kreisliga, in einem Nachbarduell wie mit der SG dürfte das Moderieren nicht das Problem sein und auch nicht das Motivieren, jeder Spieler wird alles, was er hat, um dem Rivalen und vor allem Tabellenführer ein Bein zu stellen. Aber keine Frage, sind die SchwarzFös elf, zwölf oder fünfzehn Freunde, die gemeinsam spielen, dann können sie auch am Sonntag Erfolg haben und nach dem Derby wieder miteinander feiern.

Viel enger beieinander als die beiden 1. Mannschaften sind die Reserven in der A-Klasse. Auch dort ist die SG FCS II/TuS II/SVO III Spitzenreiter, aber der VFC II komplettiert als Dritter nach der SpVgg Weißenstadt II ein Toptrio aus dem Nordwesten der Liga. Die Kirchenlamitzer haben sich freiwillig aus der Kreisklasse zurückgezogen und bauen eine Klasse tiefer einen neuen Unterbau auf. Der Blick in der Kader verrät, dass viele Routiniers bereits zum Einsatz kamen, die den Gegnern Schwierigkeiten bereiten können, wohl nicht umsonst hat der VFC II erst ein Gegentor kassiert. Eine Selbstverständlichkeit sind weitere Punkte für die Dreier-SG also nicht, unmöglich aber auch nicht, denn auch bei ihr agieren erfahrene Spieler zusammen mit jüngeren, und das bekanntlich sehr erfolgreich. Anpfiff zum „kleinen“ Derby ist am Sonntag um 13 Uhr.