Der Vorwärtsdrang setzt zu spät ein

Die meiste Stimmung am vergangenen Samstag auf dem Fußballplatz in Thiersheim war nicht auf dem Feld selbst zu spüren, sondern nebenan: eine Gruppe von Zuschauern hatte es sich gemütlich gemacht, sang und machte sich einen angenehmen Abend. Sie mussten auch nicht befürchten, viel zu verpassen, wenn sie nicht dauernd die Begegnung zwischen dem TSV Thiersheim und dem 1.FC Schwarzenbach beobachteten, denn es tat sich über weite Strecken herzlich wenig. Das ließe als Kompliment für den FCS auslegen, weil er dem Favoriten meistens in der Defensive genug entgegensetzte, um Treffer zu verhindern, ist aber auch als das entscheidende Problem zu sehen, weil er sich zu lange zu wenig offensiv zutraute und deshalb ein 0:2 (0:2) nicht aufholen konnte. Der Tabellenkeller bleibt damit weiter der feste Wohnort der Schwarzenbacher.

Warum ließ sich daran am letzten Wochenende nichts ändern? War der Absteiger aus der Bezirksliga derart stark? War der FCS derart geschwächt? Die Antwort auf Frage 1: die Schwarzenbacher näherten sich einfach zu spät dem Kasten von Torwart Michaelis an, um die Partie noch drehen zu können. Die Antwort auf Frage 2: nein, von großer Überlegenheit war beim besten Willen nichts zu sehen. Die Antwort auf Frage 3: ja, er war geschwächt, er pfiff personell fast aus dem letzten Loch, und trotzdem war ein Punktgewinn möglich, aber – siehe oben. Ohne die Bertl-Brüder, Fröhlich oder Marcel Fuchs war es ein komplett anderes Spiel als noch in Lorenzreuth, natürlich erst einmal deutlich defensiver ausgelegt, weil auch Trainer Santiago Fraga da Silva um die Qualitäten der Thiersheimer wusste. Defensiv hieß über weite Strecken der ersten Hälfte allerdings auch zu passiv aus Sicht der Grün-Weißen, die selten in Richtung Thiersheimer Tor kamen und in der Abwehr oft zu zögerlich agierte, wie der Coach in der Pause monierte. Hudecek bekam bei seinem Tor nach Vorlage von Fuhrmann nicht genug Druck zu spüren (15.) und Michael Seidel sprang beim Kopfball zum 2:0 sehr hoch, aber wurde ebenfalls nur zaghaft attackiert (35.). Es fiel dem TSV zu leicht, sich nach vorne zu kombinieren, er machte jedoch nur diese beiden Treffer aus seiner Überlegenheit. Erst in den Minuten nach dem zweiten Tor trauten sich die Gäste etwas mehr nach vorne, da schlag dann prompt das Pech zu: Pascal Fuchs stürzte nach einem Zweikampf unglücklich auf die Schulter und musste verletzt ausgewechselt, er dürfte einige Zeit fehlen. Mit Groppa kam die einzige Alternative von der Bank, die dort neben dem Trainer selbst saß, er wurde immerhin eine stabile Anspielstation im Mittelfeld. Viele Worte folgten in der Pause nicht, die wenigen aber waren aufmunternd, der FCS hatte nichts zu verlieren, die Mannschaft sollte das Mögliche versuchen. Das gelang auch nach dem Seitenwechsel etwas besser, weil die Thiersheimer Spieler mehr und besser attackiert wurden. Der TSV selbst hatte sich in einen Trott gespielt, aus dem er nicht mehr wirklich herausfand, viele Aktionen zeigten zwar seine Ballsicherheit, aber die letzten Pässe kamen nicht an oder es kam erst gar nicht zum Abschluss. Die Schwarzenbacher wiederum beschränkten sich zu lange auf das erfolgreiche Verteidigen, sie begannen erst zu spät daran zu glauben, dass auch beim Bezirksligaabsteiger etwas zu holen sein könnte. Nach gut 70 Minuten wurde der Ball nicht mehr nur weggeschlagen, sondern auch planvoll über die Flügel gespielt, was die Rot-Weißen einige Male in Bedrängnis brachte. Löffler überlief seinen Gegenspieler immer häufiger, er holte eine Ecke heraus, nach der Hahn gefährlich köpfte (70.), später ging sein eigener Schussversuch knapp rechts am Tor vorbei (75.); noch einmal drei Minuten später musste Michaelis gegen Löffler parieren, Bölükbas‘ Nachschuss flog über den Kasten. Es war ein Aufbäumen – ließ es der TSV zu, weil zu sehr verwaltete oder weil er nicht mehr konnte? Schwer zu sagen, in den letzten zehn Minuten versuchten die Platzherren, das Tempo wieder anzuziehen, brachten noch ein oder zwei Schüsse auf das Tor, unterbrachen aber vor allem den Rhythmus des Vorletzten, der keine weiteren guten Chancen folgen lassen konnte. Am Ende gewann der Favorit verdient, aber komplett glanzlos; der FCS stand mit leeren Händen da und kann sich nur damit trösten, dass selbst eine Verlegenheitself Qualität besitzt und ein voller Kader nach wie vor alle Möglichkeiten hätte, in der Liga zu bestehen.

Die Aufstellung: meister – Jung, Luber, Saalfrank, Menzel – P. Fuchs, Hahn, Finger, Löffler, Haas (Groppa) – Bölükbas.