Der Letzte seiner Art?

Vorhang auf zum Finale: noch einmal 90 Minuten und ein paar Zerquetschte, dann hat es der FCS geschafft, kann erst in Richtung Abschlussfeier am Samstag im heimischen Clubheim, dann in die Sportwoche und zu guter Letzt in die Sommerpause gehen. Und was will der Fan mehr – zum Ende der Spielzeit gibt es noch ein Derby, am Freitag abend ab 18.30 Uhr erwartet der VFC Kirchenlamitz die Schwarzenbacher. Derby – dieses Wort hat schon an sich etwas, es lässt einen an große Stimmung, viele Emotionen, manchmal überkochende Gemüter, jede Menge Diskussionen und aufgeregte Zuschauer, Spieler und Verantwortliche denken. Kurz, die Derbys sind das Salz in der Suppe eines Ligenbetriebs. Ob alle diese Zutaten auch in diesem Spiel und rund um den Platz zum Vorschein kommen werden? Ein kleines Fragezeichen darf man dahinter setzen, denn rein sportlich betrachtet ist das Nachbarduell diesmal ein Spiel wie viele andere auch. Es geht um keine entscheidende Platzierung mehr, Aufstieg, Abstieg, Relegation sind weder für den VFC noch den FCS ein Thema. Selbstredend wird die Partie deswegen nicht abgeschenkt, die Kirchenlamitzer möchten gerne den Rang hinter den „großen Drei“ aus Rehau, Arzberg und Konnersreuth behalten, die Grün-Weißen mindestens auf einem einstelligen Rang bleiben und vielleicht noch auf den 7. Platz klettern, wenn alles optimal läuft; dazu kennt man sich natürlich und will dem Nachbarn trotzdem zeigen, wer der Stärkere ist. Aber das sind letztlich Kleinigkeiten, sehr wahrscheinlich wird es doch gelöster zugehen als in anderen Begegnungen, vielleicht gönnt man sich das eine oder andere Kabinettstückchen und nimmt den Fuß eher vom Gas als sonst, um nicht noch eine Verletzung oder einen Ausfall zu riskieren. Die Gelb-Schwarzen treten immerhin mit der Empfehlung an, dem Meister aus Rehau am Rande der Niederlage gehabt zu haben, ihre Stürmer wie Florian Weiß (13 Treffer) und Jakob de Waele (9) sind gut in Form, auch Ertunc Denizeri ist nicht zu unterschätzen (11). Und sie werden ihrem Trainer Bernd Lauterbach ebenso einen schönen Abschied schenken wollen wie seinem Sohn Tim, der nach Mitterteich wechseln wird. Unter Lauterbach hat sich der Fusionsklub in der Kreisliga fest etabliert, seine Arbeit soll ein guter Bekannter fortsetzen: Holger Lörner, ehemals Coach in Förbau, wird künftig den VFC trainieren. Und damit sind wir schon bei einem anderen Aspekt eines Derbys: bei aller Rivalität profitieren Nachbarvereine doch meist voneinander, und deshalb werden Schwarzenbacher wie Kirchenlamitzer gespannt und gemeinsam darauf schauen, was in Förbau zur gleichen Zeit passiert. Holt der TuS mindestens ein Unentschieden gegen den SV Steinmühle, hat er die Klasse gehalten und ein weiteres Derby ist für 2019/20 gesichert. Denn sollte es anders kommen, würden beiden Vereinen auf einen Schlag drei Duelle mit kurzer Anfahrt wegfallen: Rehau steigt auf, Marktleuthen ab, und Förbau…? Also werden manche Daumen in ungewohnter Richtung gedrückt sein, mentale Nachbarschaftshilfe ist auf jeden Fall erlaubt. Kirchenlamitz, Förbau – und wo bleibt jetzt der FCS in diesem ganzen Vorbericht? Ausnahmsweise darf er einmal etwas in den Hintergrund rücken, denn in seinem Fall ist es einfach „nur“ das letzte Spiel einer Saison, die nicht von dieser Partie abhängen wird. Das Auf und Ab, das sich ereignet hat, kann für diesen Abend hintenan gestellt werden, auch für den nächsten, wenn die Abschlussfeier wartet, und danach werden sich alle Verantwortlichen in Ruhe zusammensetzen und analysieren, was passiert ist, was passieren soll und was nicht mehr passieren darf. In gerade einmal acht Wochen wird bereits eine neue Spielzeit beginnen, dann wird niemand mehr über das letzte Derby 2018/19 sprechen, dann wird man stattdessen wissen, wie viele Derbys es 19/20 geben wird – in der Kreisliga, das ist erst einmal die Hauptsache.