Der FCS zeigt alte Tugenden

Es hört sich ein bisschen nach verkehrter Welt an: da fährt der 1.FC Schwarzenbach unter der Woche eine deutliche Niederlage ein und ist zufrieden, am Sonntag gelingt ihm ein klarer Sieg und trotzdem muss man diese Leistung ein wenig kritischer sehen als die vier Tage zuvor. Und dennoch lösen die beiden Partien gegen Thiersheim (1:4) und in Wiesau (4:0) auf einen Schlag viele Probleme, die sich in den erfolglosen Vorwochen aufgebaut hatten.

Um zu verstehen, warum man nach dem Spiel bei der SpVgg Wiesau trotzdem in überwiegend zufriedene Gesichter auf der Schwarzenbacher Bank blicken konnte, muss man die Begegnung im Totopokal gegen den TSV Thiersheim kurz Revue passieren lassen. Sicher, der FCS schied durch das 1:4 (0:1) aus und der Bezirksligist steht insgesamt verdientermaßen im Endspiel gegen den FC Rehau (Sieger im Elfmeterschießen gegen den ZV Thierstein), weil er über die technisch noch etwas besseren Einzelspieler und den genaueren Blick für die Situation verfügt. Aber er mühte sich doch lange Zeit gegen einen sehr engagierten Kreisligisten, ehe zweimal Nedbaly mehr oder weniger aus dem Nichts auftauchte und als abgezockter Angreifer an der richtigen Stelle stand (44./56.), er traf einmal per Kopf und einmal mit dem Fuß. Auch die beiden anderen Treffer gingen auf das Konto von zwei Leistungsträgern aus Tschechien, Hudecek köpfte das 0:3 (59.), Gregor nutzte einen Fehler in der Rückwärtsbewegung der Schwarzenbacher Abwehr aus (75.). Bertl erzielte in der letzten Minute der Partie das 1:4, zuvor hatten er mit einem verschossenen Handelfmeter (78.) oder Mildner eine Minute später die Gelegenheiten, das Ergebnis noch besser für den FCS zu stellen. Doch nicht erst in der Schlussviertelstunde ergaben sich Chancen für die Gastgeber, schon vorher fand der Aufsteiger ein Mittel wieder, um seinen Gegner zu ärgern: schnelles, zielstrebiges Spiel über die Flügel. Bertl oder auch der sehr offensive Saalfrank zogen immer wieder an und schufen Raum für die nachrückenden Mitspieler. Was fehlte in der Mannschaft, die ohne sechs Stammspieler antreten musste, war an diesem Abend ein Akteur, der die Möglichkeiten verwerten konnte. Was vorhanden war, waren die Konzentration von Beginn an und der Spaß daran, sich endlich wieder mit einem Team messen zu können, das über mehr Mittel als nur das Körperspiel zur Verfügung hat, um zum Erfolg zu kommen. Mit dem gewonnenen Selbstvertrauen reiste der FCS am Sonntag nach Wiesau, wohin er die wieder entdeckten Qualitäten mitnahm. Zugute kam den Gästen, dass in diesem Match den Oberpfälzern ein Spieler fehlte, der die Bälle in der Offensive halten konnte und sie den Schwarzenbachern deutlich mehr Raum im Mittelfeld ließen als noch Marktleuthen oder Kirchenlamitz. Nach einem abgefangenen Angriff der SpVgg lief der Ball zu Bertl und dann zu Löffler, der sich links gegen zwei Abwehrspieler durchsetzte und mit der Hacke zu Fröhlich weitergab, der dann schon früh die Führung erzielen konnte (11.). Fröhlich erfüllte die Rolle als „Zielspieler“ hervorragend, er band die Wiesauer Defensive und legte die Kugel auch immer wieder gut für die anderen ab. Für das 0:2 (31.) war er allerdings alleine zuständig: nach einem langen Pass drehte er sich schnell und vollendete mit einem herrlichen Schuss in den rechten Winkel. Über weite Strecken der ersten Hälfte verdiente sich die Mannschaft diese Führung, weil das schnelle Umschalten von konzentrierter Abwehrarbeit auf direktes Angriffsspiel gut funktionierte; Wiesau konnte zwar weitere ganz große Chancen unterbinden, verlor in der Offensive dadurch jedoch an Gefahr. Für die sorgte erst FCS-Keeper Becher, als sein Abschlag nur Wiesaus Kapitän Wölfel traf, er machte seinen Fehler aber gleich wieder gut, als er den Winkel beim folgenden Schuss so verkürzte, dass Wölfel nur ein unkontrollierter Heber gelang (38.). Auch Freistöße von Trottmann (44.) und Spielertrainer Lauton (57.), der dieses Mal nicht so spielprägend auftrat wie in der Hinrunde, brachten den abstiegsbedrohten Gastgebern nichts ein; stattdessen fiel aus dem Abschlag nach Lautons Versuch das 0:3, als Fröhlich diesmal der Vorlagengeber war und Bertl an seinem Gegenspieler vorbeiziehen konnte. In der Folge wirkte Wiesau konsterniert, der FCS hätte schnell nachlegen können und müssen, doch unter anderem scheiterte erst Fröhlich mit einem Lupfer und im Anschluss zögerte Anders zu lange mit dem Schuss (65.). Die Schnelligkeit war immer noch mit im Spiel, aber die Konzentration litt etwas bei dem klaren Vorsprung, das ermöglichte den Oberpfälzern einige gute Gelegenheiten; so musste Becher erst gegen Wölfel klären, als gleich zwei Spieler frei vor ihm auftauchten (68.), und bei einem Schuss von Russ war er auf dem Posten (80.). Das Stirnrunzeln über die Schwankung bei der Leistung beendete schließlich Wohn mit einem verwandelten Foulelfmeter (86.) zum 0:4, den Schiedsrichter do Adro (Kulmbach) gegeben hatte. A propos Schiedsrichter: sie fielen in beiden Partien der Woche nicht auf, sowohl Hohberger (Selbitz) im Pokal als auch do Adro behielten immer die Übersicht. Nur der Strafstoß sorgte für Diskussionen, weil Bertl zwar gefoult worden war, danach den Ball aber noch zu Gneidin weiterspielen konnte. Doch entscheidend war dieser Moment nicht mehr, der FCS gewann verdient und hat so einen enorm großen Schritt Richtung endgültiger Klassenerhalt gemacht.

Die Aufstellungen: J. Becher – A. Armstark, Löffler, S. Mildner, P. Fuchs (S. Becher) – M. Fuchs, Wohn, Barthold, Saalfrank, Bertl – Anders (Haas, Gneidin) (gegen Thiersheim); Becher – Scharrer, Luber, P. Fuchs, Löffler – Saalfrank, Wohn, Barthold, M. Fuchs, Bertl (Mikuta, Anders) – Fröhlich (Gneidin) (in Wiesau).