Der FCS und seine vielen Gegner

Gestatten: Normalität. Ihr trefft mich wieder auf den Fußballplätzen im ganzen Land, ich zeige mich in Form von Fußballspielen bis hinunter in die A-Klasse und bis zur F-Jugend, in Form von Zuschauern, die wieder bei den Partien dabei sein dürfen und Diskussionen, die nach den Begegnungen geführt werden. Ich zeige mich aber auch in Form von Anwesenheitsprotokollen, Masken und Abstandsregelungen oder kurzfristigen Absagen. Und ich bin gekommen, um erst einmal zu bleiben.

Der FCS wird diese neue Normalität an diesem Sonntag das erste Mal begrüßen, wenn seine beiden Mannschaften auf den FC Lorenzreuth treffen. Der Gegner wird dabei nicht nur der aus der Gegend von Marktredwitz kommen und vermutlich rote Trikots tragen, sondern auch andere Formen haben, gegen die die Schwarzenbacher ankommen müssen.

Gegner Nummer 1: der FC Lorenzreuth selbst. Klar, das Team, das sich dem FCS entgegenstellt, ist der greifbare Kontrahent an sich. Sowohl in der A-Klasse, in der FCS II und FCL II ab 12 Uhr aufeinandertreffen, als auch in der Kreisliga (Anstoß 16 Uhr), sind die Gäste Favorit, weil sie in der Spitzengruppe der Liga oder sogar auf Tabellenplatz 1 stehen. Es ist ja schon etwas her, dass in der Kreisliga Fußball gespielt wurde, im Herbst 2019 liefen die letzten Partien – oder eben nicht, weil es damals Absagen aus so banalen Gründen wie dem schlechten Wetter gab – und nach diesen fanden sich die „Loris“ vielleicht etwas unerwartet, aber nicht unverdient auf dem ersten Rang wieder. Eine Mannschaft hatte sich gefunden, die vor der Saison gut verstärkt worden war (Walek, Bayreuther) und in der Zwangspause noch einmal namhaften Zuwachs bekommen hat: Kaan Özdemir hat in Mitterteich schon Landesliga gespielt, Eduard Root in Hof sogar schon Regionalliga. Solche neuen Akteure müssen nicht immer zünden, das haben andere Kreisligisten schon erfahren, aber in vielen Fällen helfen sie doch weiter, und natürlich setzen sie ein Signal – Lorenzreuth will seinen Höhenflug nicht beenden, sondern all den anderen Favoriten Paroli bieten. Ob alle Mechanismen und alle Stärken nach fast elf Monaten Pflichtspielpause sofort wieder greifen, bleibt abzuwarten, die Praxis bleibt die große Unwägbarkeit, auch bei der Mannschaft von Trainer Roland Fux.

Gegner Nummer 2: der FCS selbst. Wie werden die Schwarzenbacher aus der Pause kommen? Wie werden sie auflaufen und mit wem? Wie wird es sich auswirken, dass man nach dieser langen Zeit wieder den Druck verspürt, um Punkte kämpfen zu dürfen, aber auch zu müssen? Zur Erinnerung: die Schwarzenbacher stehen auf einem Relegationsplatz, was noch nicht viel aussagt, weil die Anzahl der ausgetragenen Spiele so völlig unterschiedlich ist, aber er darf den Kontakt nicht abreißen lassen. Im Vergleich zu vielen anderen Mannschaften in der Liga ist personell recht wenig Veränderung festzustellen: Raimund Wohn wird dem Team helfen, Max Jung hat es nach Oberbayern verschlagen und Patrick Meister ist seinem Bruder zu seinem Stammverein gefolgt, wird am Sonntag aber fehlen. Will heißen: Trainer Santiago Fraga da Silva kennt seine Pappenheimer, er hat eine Elf, Zwölf, Dreizehn, die sich kennt und die um ihre Stärken weiß, die aber eben auch nicht sehr viel tiefer besetzt ist und daher tunlichst so oft wie möglich komplett sein sollte, um nicht allzusehr im Nachteil zu sein. Was die Meisters, Lubers, Bertls und Fröhlichs können, haben sie im Hinspiel gezeigt, als sie bei den schon damals starken Lorenzreuthern mit 3:2 gewinnen konnten und mit einer geschlossenen Leistung glänzten, die auch dieses Mal wieder nötig sein wird. Die Welt drumherum ist eine andere geworden in den letzten Monaten, die sportliche Welt hat sich für den FCS kaum verändert, er kennt die Situation und hat darin vielleicht einen kleinen Vorteil.

Gegner Nummer 3: die Unsicherheit. Der Kontrahent, gegen den (noch) niemand eine wirksame Waffe hat. Wer in Zeiten von Corona auf den Platz geht, der will spielen, die Partien in der Vorbereitung haben gezeigt, dass der Sport schnell die Oberhand gegenüber der Skepsis gewinnt, ob da nun ein Virus mit herumgeistern könnte. Es wird gespielt, gefoult, Körperkontakt gesucht während der 90 Minuten – und davor und danach werden die neuen Regeln eingehalten, die das Leben allgemein und damit auch den Sport bestimmen. Die große Frage ist eher die nach der Planungssicherheit: bis direkt vor Anpfiff könnte es ja passieren, dass der Anruf vom Gesundheitsamt kommt und alles abgeblasen werden muss, weil ein Kontakt zu einem Infizierten bestand, weil es plötzlich ein Risiko gibt, das die Austragung eines Spiels unmöglich macht. Immer wieder kamen am Freitag und Samstag Meldungen über die sozialen Netzwerke, dass Begegnungen kurzfristig abgesagt werden mussten, weil ein positiver Test vorlag oder eben eine Kontaktperson in einer Mannschaft aufgelaufen war, die deswegen jetzt erst einmal direkt wieder eine Pause einlegen muss, bis alle Tests abgeschlossen sind und wieder Klarheit. Ob dieser Gegner zu stark für eine ganze Liga und den Abschluss ihrer Saison ist, das weiß im Moment keiner, und ob der neuen Normalität eine Chance lässt, erst recht nicht.