Der eine Wechsel sitzt

Manchmal ist Fußball ganz einfach: Abschlag Torwart, Verlängerung, Torschuss, Treffer. Mit diesem an sich simplen Rezept gelang dem 1.FC Schwarzenbach am vergangenen Sonntag der erste Erfolg in der laufenden Saison, mit 2:1 (0:1) schlug er den TSV Waldershof und fand damit den Anschluss an das Mittelfeld der Liga. Doch die Geschichte hinter dem Treffer ist dann schon wieder nicht so einfach und zeigt, auf welch schmalem Grat der FCS zur Zeit wandeln muss.

Denn derjenige, der nach dem Schlusspfiff beglückwünscht wurde, hätte gerne auf diesen Jubel verzichtet beziehungsweise ihn gerne einem anderen überlassen: Trainer Santiago Fraga da Silva war als Spieler am zweiten Tor beteiligt, weil außer ihm niemand sonst auf der Auswechselbank saß. Gleich fünf potenzielle Stammspieler waren wegen Urlaubs oder anderer Verpflichtungen verhindert bzw. gesperrt, die 2. Mannschaft hatte selbst zu kämpfen, um ein Team fast zeitgleich ins Rennen zu schicken – es gab schlicht keine Alternativen mehr. Entsprechend defensiv stellte der Coach die verbleibenden elf Aktiven auf, Bölükbas, Hahn und Haas standen in der Offensive, der Rest machte erst einmal hinten dicht; auch Patrick Bertl, gerade halbwegs fit geworden, verteidigte in erster Linie und machte seine Sache auf ungewohnter Position gut, weil er als schneller Spieler gegen die Waldershofer Spitzen Bälle ablaufen konnte. So kam die Partie insgesamt nur schwer in die Gänge, der TSV übernahm das Kommando, konnte sich aber nur selten richtig fest- und durchsetzen. Nur einmal gelang es, die Hintermannschaft des FCS zu überspielen: Schindler hob die Kugel zu Kapitän Heinrich, der stand frei und hatte keine Mühe, das 1:0 zu erzielen (14.). Hätte der Aufsteiger richtig aufs Tempo drücken können, wäre es für die Schwarzenbacher wohl schwierig geworden, lange zu bestehen; das war aber nicht oft genug der Fall, das Spiel lief zu sehr in die Breite, viele Angriffe konnten mit Disziplin und Einsatz abgeblockt werden. Selbst kamen die Grün-Weißen nur vereinzelt nach vorne, erst nach etwas mehr als einer halben Stunde lief der Ball auch bei ihnen etwas flüssiger. Dann aber krachte es auch ordentlich, Bölükbas hatte sich ein Herz gefasst und aus gut 20 Metern abgezogen, traf jedoch nur die Latte (38.). Kurz darauf gab es einen Schreckmoment für die Gäste, als sich Waldershofs Schindler, der ansonsten eher unauffällig blieb, einmal freispielen konnte, seinen Schuss aber knapp verzog (41.). Mit einer verdienten Führung des TSV ging es in die Pause, in der Fraga da Silva noch rein als Trainer agierte, sein Team aufmunterte und die Spieler aufforderte, dieses Mal effizient zu sein, denn viele Chancen waren nicht zu erwarten. Tatsächlich waren auch nach dem Seitenwechsel auf beiden Seiten nicht übermäßig viele Möglichkeiten zu notieren, weil sich der FCS nicht in ein offenes Spiel wagen wollte und Waldershof kaum zusetzen konnte – je länger die Partie dauerte, umso weniger fiel den Gastgebern ein. Die insgesamt gefährlicheren Szenen spielten sich sogar vor TSV-Keeper Meichner ab: einen Kopfball von Hahn entschärfte er mit einer tollen Flugparade (53.). Vier Minuten später war er jedoch machtlos, als sich Patrick Bertl einmal mit vorne einschaltete, einen schönen Doppelpass mit Haas spielte und dadurch frei von der rechten Seite im Strafraum zum Abschluss kam. Ein überraschender, aber vom Aufwand her nicht unverdienter Ausgleich, der sofort wackelte, als Wollner im Gegenzug nur knapp links am Tor vorbeizielte. Waldershof sah schon, dass da ein schlagbarer Gegner auf dem Platz stand, allein die Mittel, die die Elf von Trainer Maxi Berek anwandte, waren meistens untauglich, weil viele Pässe hängen blieben oder zu lang gerieten und dadurch sichere Beute von Torwart Meister wurden. Die letzte halbe Stunde schleppte sich somit etwas dahin, nach gut 65 Minuten wechselte sich dann Fraga da Silva ein, weil Schijabiew zur Arbeit gehen musste, und versuchte, den Spielaufbau des TSV früh zu stören. Das Unentschieden hätten er und seine Mitspieler sicher schon gerne mitgenommen, sie arbeiten gemeinsam bis zum Ende für den Punktgewinn. Sekunden wurden zur Entlastung ausgereizt, was an sich nicht Stil des FCS ist, aber in dieser Lage wohl legitim, und der Ball wurde möglichst weit vom eigenen Kasten weggehalten. Das funktionierte auch mit langen Abschlägen, daraus entwickelte sich die Szene des Spiels: Meister spielte hoch nach vorne, Fraga da Silva verlängerte die Kugel, Haas schaffte einen letzten Sprint und zog womöglich mehr auf Verdacht als mit Berechnung von rechts ab – der Ball traf den linken Innenpfosten und ging von dort ins Tor (90.). Der Jubel war enorm, aber er durfte nicht lange anhalten, denn es war noch Konzentration für vier Minuten Nachspielzeit gefragt. Dann hatte der ganz ruhig und auch problemlos leitende Schiedsrichter Reichardt (Trogen) ein Einsehen mit den Nerven aller Beteiligter auf Schwarzenbacher Seite und pfiff ab; die Erleichterung war zu spüren und zu hören, denn erst einmal ist die Null auf der Habenseite Geschichte.

Die Aufstellung: Meister – Luber, Menzel, Löffler, P. Bertl – S. Becher, S. Bertl, E. Schijabiew – Bölükbas, Hahn, Haas (S. Fraga da Silva).