Der Auftakt gelingt, aber es dauert

Lange, ganz lange sah es danach aus, als sollte die SG Schwarzenbach/Förbau einmal wieder etwas Neues erleben: zwei Spiele am Stück ohne Dreier waren dem Team bisher noch nicht passiert. In Wiesau wäre es nach dem 0:0 gegen Konnersreuth fast soweit gewesen, doch mit dem Treffer von Bablli in beinahe letzter Minute gelang den Saalestädtern doch noch der so wichtige Auswärtserfolg.

Manchmal zeigt nur ein einziges Wort völlig veränderte Gefühlslagen an. Wiesaus Spielertrainer Christian Zettl musste sich nach dem Spiel erst einmal an den Torpfosten setzen und seinen Frust rauslassen. „Zum Kotzen“ sei es, dass sich sein Team schon zum fünften Mal in Folge geschlagen geben musste und er fluchte ganz sicher auch über den Spielverlauf. Während des Spiels war die Wortwahl von SG-Coach Michael Gräf an der Seitenlinie vielleicht eine etwas andere, aber eine genauso deutliche, denn ihm gefiel über weite Strecken überhaupt nicht, was er von seiner Elf zu sehen bekam. So wie die Sportanlage in Wiesau derzeit eine Baustelle ist, so fielen ihm auch im Spiel der SG Baustellen auf, die an diesem Tag nur schwer zu beseitigen, sprich abzustellen waren. Pässe nach vorne ins Nichts, Quergeschiebe in der eigenen Hälfte, weil es keine Anspielstationen in der Offensive gab, Spieler, die sich bei Angriffsversuchen festrannten – das war in dieser Saison in dieser Häufigkeit noch nicht oft zu beobachten. Sicher fehlten Abnehmer-Verarbeiter wie Patrick Bertl oder Letfuß, aber die Wiesauer machten den eingesetzten Angreifern das Leben auch überaus schwer. Ein klassischer Libero mit Zettl, Manndecker wie Stein oder Bächer ließen ihnen keinen Raum. Die Zentrale der SG mit Sebastian Bertl und Hauptmann musste weite Wege gehen und brachte insgesamt wenige Bälle so an die Mitspieler, dass die Gefahr erzeugen konnten. Andererseits stand die Defensive um Weiß und Luber sicher, Rahn, Oppl oder Nickl setzten ebenfalls wenige Akzente. Was hilft also, wenn aus dem Spiel heraus nicht viel geht? Richtig, Standardsituationen. Freistöße hätten die Partie in eine andere Richtung lenken können, doch nach Bertls Hereingabe scheiterte Andörfer spektakulär mit einem Rückzieher, der nur auf der Latte landete (8.) und über diese lenkte Meister einen Freistoß von Rahn (22.). Die Hausherren zogen diesen Freistoß nach einem Musterangriff: schnell und schnörkellos sollte es gehen, das funktionierte aber nur selten. Die Gäste versuchten es mit Kombinationsfußball, der aber auch nicht oft zum Erfolg führte. Vor der Pause hatten Bablli und Andörfer noch eine Doppelmöglichkeit (32.), ein weiterer Schuss des Mittelstürmers wurde noch zur Ecke abgefälscht (39.). Und nach dem Seitenwechsel änderte sich nicht viel: Kopfbälle von Andörfer (52.) und Weiß aus der Distanz, eine Einzelaktion von Bablli (66.) und ein Alleingang von Bertl (76.), bei dem Batista im Tor der SpVgg schnell reagierte – schon die zeitlichen Abstände zeigen, dass besonders die zweite Hälfte eher ereignisarm war. Wiesau wollte wenigstens einen Zähler nach vier Pleiten am Stück sichern, das ließ sich bereits recht früh erkennen, angefeuert vom verletzten Lauton, der von außen dirigierte, wurde jeder gewonnene Zweikampf gefeiert. Die Offensivaktionen konnten kaum einmal abgeschlossen werden, und trotzdem hatten die Stiftländer einmal die große Chance zur Führung: ein schneller Angriff gelang, der erste Versuch wurde nur kurz abgewehrt und landete bei Männl, der aus acht, neun Metern abzog, doch Meister war mit den Fäusten zur Stelle (84.). Ein Spiel mit vielen intensiven Zweikämpfen war schon fast zu Ende und die Nullnummer wurde immer konkreter, als die SG zu der einen Szene kam, die sie zum Tor nutzte und die vielleicht einem Spitzenteam zufällt, das sich bis zum Schluss um den Erfolg bemüht und bemühen kann, weil die Kondition es hergibt: nach einem Zweikampf gab es einen berechtigten Freistoß auf der linken Seite. Bertl brachte den Ball in den Fünfmeterraum, wo Bablli vor allen Abwehrspielern mit dem Kopf zur Stelle war und Batista aus der kurzen Entfernung keine Abwehrchance ließ (87.). Der Flügelstürmer hatte sich dieses Tor mehr als verdient, er hatte weite Wege zurückgelegt und sich auch immer wieder mit in die Abwehrarbeit mit eingeschaltet, aber genauso den Mut zu Vorwärtsaktionen gezeigt. Der Jubel war groß und sechs Minuten später noch größer mit dem Schlusspfiff – der Erfolg stimmte dann auch den Trainer milde, nur zu oft sollten die Spieler seine Nerven nicht vor so eine Zerreißprobe stellen. So blieben am Ende des doch erfolgreichen Nachmittags noch zwei Personalien anzumerken: Schiedsrichter Franek (Höllental) lieferte die bislang sicherste Vorstellung eines Referees in dieser Saison und bei der SG feierte mit David Gallar ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs seine Saisonpremiere – umso bemerkenswerter, weil er zusammen mit Vater Michael direkt vorher noch in Höchstädt in der A-Klasse auf dem Platz gestanden hatte und erst nachgereist war.

Die Aufstellung: Pas. Meister – Luber, Weiß, Löffler, Saalfrank (Menzel) – S. Bertl, Hauptmann, Langer, Geyer (D. Gallar) – Andörfer, Bablli.