Das Derby: ausgerechnet jetzt? Gerade jetzt!

Die angenehmen Nachrichten erreichten die Kicker des FCS am Freitag auf dem Sofa, in der Arbeit oder wo auch immer, aber nicht auf dem Fußballplatz, denn sie waren ja nicht im Einsatz: Lorenzreuth hatte sein Nachholspiel in Arzberg verloren, der ATSV Tirschenreuth kam nur zu einen Unentschieden gegen Mitterteich. Heißt, da sich die Tabelle auch im Keller langsam begradigt, sind die Schwarzenbacher mittendrin im Rennen um die (vorerst) rettenden Plätze. Die Grün-Weißen haben 24 Partien absolviert und drei Punkte Vorsprung auf Lorenzreuth (23 Spiele), Tirschenreuth ist einen Zähler vor bei gleicher Spielzahl, Mähring zwei; und Waldershof hat zwar sechs Punkte mehr, steht aber auch schon bei 25 Spielen. Da könnte es doch an diesem Wochenende vielleicht noch ein Stückchen aufwärts gehen, hofft der FCS-Fan und schaut dann auf den Spielplan: zum Frühlingsmarkt ein Heimspiel – gut. Aber gegen den FC Rehau – ohje! Aber warum eigentlich gleich ein großes Aufstöhnen? Warum soll das Derby, das zum ersten Mal seit einigen Jahren wieder gespielt werden kann, nicht ein Spiel zum Genießen werden? Natürlich, die Nachbarn aus Rehau sind der Favorit in diesem Duell, sie sind breiter und besser aufgestellt, sie haben Spieler, die schon höherklassig aktiv waren, sie haben ganz andere Ambitionen als der FCS, sie wollen noch in dieser Saison oben angreifen. Aber sie haben noch etwas anderes: Druck. Auch wenn sich die Rehauer gelassen geben, würden sie sicher doch gerne eine Chance nutzen, falls die beiden anderen Teams an der Spitze, die Kickers Selb und der VfB Arzberg, unvermutet schwächeln sollten. Im Prinzip geht es dem FC Rehau nämlich genauso wie den Schwarzenbachern, sie haben mehr oder maximal gleich viele Spiele bestritten wie die Konkurrenz, dabei aber bereits sieben Zähler Rückstand auf die beiden Mitstreiter. Würde man beim aktuell kleinen Nachbarn verlieren, wäre die Spielzeit ziemlich sicher gelaufen, also ist der Fusionsklub zum Siegen verdammt. Was macht das mit den Nerven der Rehauer, wie wirkt sich das auf den Spielverlauf am Sonntag aus? Und welcher FCS steht den Gästen gegenüber? Wie gesagt, die Gastgeber sind Außenseiter, aber sie müssen sich nicht verstecken, die Partie gehört wohl zu denjenigen, in denen die Grün-Weißen am freiesten aufspielen können. Sie werden wieder einmal nicht mit voller „Kapelle“ auflaufen können, aber das sind sie ja schon gewohnt, und sie können sich ausgerechnet am letztwöchigen Gegner orientieren: Lorenzreuth ärgerte mit seiner aggressiven Spielweise den Spitzenreiter aus Selb, nervte und überraschte ihn, so dass der FCL am Ende ein 2:1 feiern durfte, und auch beim 1:4 in Arzberg wurde die Mannschaft vom Gegner gelobt. Es ist also auch für die Kellerkinder der Kreisliga möglich, nicht zwingend eingeplante Punkte zu holen, warum sollte dem FCS das nicht auch gelingen? In jedem Fall sollte es ein Derby vor hoffentlich großer Kulisse werden, die Bühne scheint bereitet. Anstoß in der Kreisliga ist um 15 Uhr.

Gar nicht um Punkte geht es für den FCS II in der zweiten Partie des Wochenendes, obwohl er ganz normal antritt. Doch Gegner SG Gattendorf II ist erst nach der Winterpause in die A-Klasse gekommen und wird nicht nur deshalb nicht gewertet, sondern auch, weil er ein ganz besonderes Team stellt: die Gattendorfer stellen in der Reserve ein Inklusionsteam, in dem neben Alteingesessenen auch Flüchtlinge und Kicker spielen, die in den Hochfränkischen Werkstätten in Hof beschäftigt sind. Ihnen allen soll die Möglichkeit geboten werden, gemeinsam Fußball zu spielen und einen Beitrag zur Integration zu leisten. Deswegen soll die Mannschaft auch frei vom Punktedruck aufspielen können, für viele der Akteure ist ein Ligamatch womöglich auch Neuland. Alle Beteiligten wurden daher gebeten, auch einmal über die eine oder andere ungewohnte Geste oder manchen Ausdruck hinwegzusehen und mit etwas Fingerspitzengefühl auf und neben dem Platz zu agieren. Die 2. Mannschaft, die ab 13 Uhr antritt, wird an diesem Sonntag einiges ausprobieren und Spielern Spielpraxis geben, die ansonsten nicht ganz so oft zur Verfügung stehen.