Auch der Spitzenreiter muss sich geschlagen geben

Auch der Tabellenführer konnte den 1.FC Schwarzenbach nicht stoppen: mit 0:5 (0:3) und damit vielleicht etwas zu hoch, aber letztlich verdient musste sich der FC Niederlamitz im Spitzenspiel geschlagen geben. Der FCS seinerseits behält damit seine makellose Bilanz im Jahr 2014, mit 18 Punkten aus sechs Partien setzt er seine Aufholjagd fort und liegt nur noch drei Zähler hinter Platz 1. Weil auch Förbau, Röslau und Arzberg erfolgreich waren, ist die Spitze der Kreisklasse enger zusammengerückt denn je.
Trainer Santiago Fraga da Silva hatte Schmerzen. Seit der 23. Minute des Spiels stand der Coach am Rand und verzog immer wieder das Gesicht. Verantwortlich dafür war Sven Luber – aber nicht, weil er dermaßen schlecht gespielt hätte, sondern weil er seinem Chef um den Hals gefallen war: nach seinem Treffer zum 2:0 war er an die Seitenlinie gestürmt und hatte sich gemeinsam mit Trainer und Mitspielern gefreut, Santiago da Silva hatte damit allerdings nicht gerechnet und musste fortan mit einem wehen Nacken zurechtkommen. Es war im Grunde aber auch das einzige Problem, mit dem er an diesem Nachmittag zu kämpfen hatte, denn das Spiel selber bereitete über weite Strecken viel Freude. Die Gastgeber mussten weiterhin auf Kapitän Wohn verzichten, ihn vertrat Aydinli, während die Gäste ohne ihren besten Stürmer, Geyer, anreisten. Ein wichtiger Unterschied, denn Niederlamitz konnte diesen Ausfall bei weitem nicht so kompensieren wie der FCS seinen, so wichtig wie Wohn als Führungsspieler natürlich ist. Die Abtastphase dauerte nicht sonderlich lange, Schwarzenbach hatte schnell schon die optische Überlegenheit hergestellt, ging früh auf den Ballführenden und ließ die Kugel selbst schnell mit wenigen Kontakten bei den einzelnen Stationen laufen. Tempo und Ballsicherheit bringen die vielen jungen Spieler allesamt mit, diese Trümpfe auszuschalten, fällt unheimlich schwer momentan und bildet eines der Schwarzenbacher Erfolgsgeheimnisse. Das zweite ist die Routine der erfahrenen Akteure, die so gut wie alle Spielsituationen schon einmal erlebt haben und wissen, wie sie reagieren müssen. Beste Beispiele für diese Bestandteile des Spielsysteme waren die Tore zum 1:0 und 2:0: nach einem Fröhlich-Freistoß stand Schijabiew richtig und staubte den Ball ab, den Schlötzer nur abprallen lassen konnte (10.); Luber zog bei seinem Treffer unwiderstehlich davon und schloss mit einem Schuss ins kurze Eck ab (23.), vorausgegangen war ein abgefangener Abschlag, den L. Wirth direkt nach der Annahme auf Luber weitergeleitet hatte. Das dritte Element des Erfolgs ist das Teamwork, alle Feldspieler kennen ihre Rolle und Aufgabe und arbeiten gemeinsam, das frühe Stören und Aufrücken machte es den Niederlamitzern unmöglich, in einen Rhythmus, geschweige denn gefährlich vor Bechers Tor zu kommen, bis kurz vor der Pause war nur ein Kopfball von Reul zu verzeichnen, der am Kasten vorbei ging (19.). Und bis zur Halbzeit war eigentlich auch schon alles entschieden, denn Bertl hatte über die linke Seite nach einem langen Diagonalschlag freie Bahn gehabt und das 3:0 erzielt (37.). Dessen Entstehung hatte die Bank des FCN übrigens mächtig aufgeregt, denn der Ball soll vor dem Einwurf am Beginn des Angriffs in der Luft im Aus gewesen sein – sehr schwer zu belegen, aber trotzdem kein Grund, mit Beleidigungen um sich zu werfen. Schiedsrichter Schuberth (Stammbach) unterband das schließlich mit deutlichen Worten, wie er auch in den meisten anderen Situationen richtig lag, aber von da an schlechte Karten bei den Gästen hatte. Ganz sicher die richtige Entscheidung und entscheidend für den Fortgang des Spiels war die letzte Aktion vor der Pause: Wunderlich leistete sich zum wiederholten Mal ein Foul und musste dafür mit Gelb-Rot vom Platz – letzten Endes auch eine Quittung für viele hart geführte Zweikämpfe von Niederlamitzer Seite – , er fehlte nach dem Wechsel als wendiger Spieler und Anspielstation vor dem Strafraum; er hatte auch die beste Gelegenheit für sein Team, als er kurz vor dem Platzverweis im Strafraum frei an den Ball kam und Becher überlupfen wollte, der sich aber gut aufgebaut hatte und glänzend mit den Fingerspitzen abwehrte. Und aufgrund dieser Konstellation lässt sich die Geschichte der 2. Hälfte auch relativ schnell erzählen: der FCS nahm das Tempo etwas heraus, behielt aber anders als zum Beispiel gegen Förbau immer die Kontrolle, der FCN sicherte eher ab und beorderte seine Spitzen relativ weit zurück, um kein Debakel zu erleben. Eine gute halbe Stunde ließen es die Grün-Weißen ruhiger angehen, zeigten dann aber noch einmal Vorstöße mit hohem Tempo, denen die Gäste nicht gewachsen waren und an deren Ende zwei Tore von Aydinli standen (75./77.), bei denen sich seine Klasse zeigte: das 4:0 landete punktgenau im rechten unteren Eck, beim 5:0 stand er im Moment des Passes auf gleicher Höhe mit der Abwehr, ging aufs Tor zu und umspielte vor dem Abschluss noch einen Gegenspieler und den Torwart. Wichtig ist er aber auch als Schaltstation, die Bälle hält und den Mitspielern Räume verschafft, wie bei Linkes Großchance, als Aydinli den Ball von Bertl aufnahm und einen Kontakt später in die Spitze geschickt hatte (76.). Diese Kombination hatte eigentlich ebenso ein Tor verdient wie das Zusammenspiel von Fröhlich und Saalfrank, aber Letzterer erwischte die Hereingabe mit dem falschen Fuß (83.). Fünf Tore gegen den Spitzenreiter waren aber auch mehr als ausreichend, mit den wenig geheimnisvollen Mitteln des modernen Fußballs setzte der FCS seine Serie fort und darf jetzt wirklich von der Kreisliga träumen.
Die Aufstellung: Becher – L. Wirth, P. Fuchs, Saalfrank – Luber, Hofmann, Fröhlich, Linke, Schijabiew (Anders) – S. Bertl, Aydinli.